EM-Aktien – Top-Performer 2025?
Kernpunkte:
- Das Umfeld für EM-Aktien hat sich zuletzt erheblich verbessert: Die Gewinne wachsen wieder, der US-Dollar steht unter Druck und die hohen Bewertungen von US-Aktien führen unter Investoren zu einer Suche nach Alternativen.
- Investoren sollten die Aktienmärkte aus Schwellenländern deshalb genau im Blick behalten. Die Rallye ist noch jung.
Wir waren in den letzten Jahren keine Anhänger von Investments in breite EM-Aktienindizes. Es gab zwar immer wieder Möglichkeiten für kurzfristigere Investments, aber strukturell wiesen die Vorzeichen aus unserer Sicht in die falsche Richtung:
- Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre verdienten die Unternehmen real kein Geld.
- Der Carry war gering: Die Unternehmen verwässerten den Kapitalanleger im Durchschnitt nicht nur mehr, sondern zahlten weniger Dividenden aus und kauften weniger Aktien zurück als in den entwickelten Märkten.
- Im Vergleich zu EM-Bonds erschien uns die Risikoprämie nicht angemessen hoch.
In unseren 5-Jahres-Renditeschätzungen haben wir das Segment der EM-Aktien folgerichtig als mittelfristig unattraktiv eingestuft. Doch seit Mitte 2024 verdichten sich die Anzeichen, dass sich hier erneut taktische Opportunitäten bieten könnten.
Endlich Gewinnwachstum
In den Schwellenländern gibt es wieder mehr Wachstum. Endlich! Das gilt sowohl gesamtwirtschaftlich, als auch auf der Ebene der Unternehmen. Unser Chart zeigt die Unternehmensgewinne von Schwellenländer-Aktien auf einer relativen Basis gegenüber dem MSCI World.
Gewinne und Kursentwicklung: Aktien Emerging Markets versus Aktien Welt

Wenig verwunderlich: Eine bessere Gewinnentwicklung in den Schwellenländern ging oftmals mit einer besseren Kursentwicklung einher. Was dagegen schon verwunderlich ist: Seit Anfang 2022 (für das BIP) bzw. seit 2023 (bei den Gewinnen) bauen die Schwellenländer erneut einen Vorsprung auf, der sich bislang bei den Aktienkursen jedoch noch nicht widerspiegelt. Möglicherweise spannt sich hier also die sprichwörtliche Feder an, die zu ordentlichen Kursgewinnen im Segment der EM-Aktien führen könnte.
US-Dollar-Schwäche beflügelt Kursgewinne
Der US-Dollar steht schon seit Jahresanfang unter Druck. Wir haben uns dazu im letzten Spotlight ausführlich geäußert; unter Bewertungsaspekten wäre eine weitere US-Dollar Abwertung nach unserer Einschätzung durchaus möglich.
US-Dollar und relative Kursentwicklung von EM-Aktien versus Aktien Welt

Gerade in der jüngeren Zeit konnten EM-Aktien profitieren, wenn der Greenback abwertete. Dies galt nicht nur für die absolute Kursperformance von Schwellenländeraktien, sondern auch für die relative Wertentwicklung gegenüber Aktien aus den entwickelten Ländern (siehe Chart). Angesichts des Ausmaßes an US-Dollar-Schwäche im Jahr 2025 hätten die Kursgewinne bei den Schwellenländeraktien dieses Jahr bereits wesentlich stärker ausfallen können.
Bewertungen: Ein Plus?
Um es kurz zu machen, wir halten die Bewertungen für einen moderat unterstützenden Faktor, der eine Outperformance von Schwellenländern unterstützen könnte. Ein Blick auf die aktuelle Situation zeigt:
- Die Bewertungen vom IBES MSCI Emerging Markets gegenüber dem IBES MSCI World sind so niedrig wie zuletzt 2005, also auf einem mehr als 20-Jahres-Tief.
- Dieses Ergebnis reflektiert jedoch vor allem, dass einige US-Aktien in den letzten Jahren extreme Bewertungsniveaus erreicht haben.
- Ohne diesen Einfluss hat sich die relative Bewertungssituation zwischen Aktien aus den Industrieländern und den Schwellenländern seit mehr als 10 Jahren nicht wesentlich geändert.
Letztlich ist es unter Bewertungsaspekten daher entscheidend, ob sich Investoren mit den Portfoliogewichten von punktuell sehr hoch bewerteten US-Aktien immer noch wohl fühlen, oder ob eine stärkere regionale Diversifikation angezeigt ist.
Bewertungen und Kursentwicklung: EM-Aktien versus Aktien Welt

Wir haben zudem den Eindruck, dass immer mehr Unternehmen aus den Schwellenländern im Bereich langlebiger Konsumgüter und auch hochwertiger Industriegüter wettbewerbsfähig werden. Der Abstand zu etablierten Spielern am Markt wird in vielen Branchen geringer. Dies gilt auch dann, wenn man Unternehmen aus diesbezüglich schon lange hoch entwickelten Ländern wie Südkorea und Taiwan ausklammert, die bislang jedoch noch dem Schwellenländeruniversum zugerechnet werden.
Wenn nun auch im Bereich der stark technologielastigen Unternehmen Fortschritte vermeldet werden, z. B. in China, dann könnte der sehr große Bewertungsvorsprung von US-Unternehmen zunehmend schwieriger zu halten sein. Die relativ gesehen günstigeren Bewertungen von Unternehmen aus den Schwellenländern tragen daher durchaus zu einem taktischen Investment-Case bei.
Finale Überlegungen
Natürlich muss die Frage, ob man aktuell Schwellenländer in das Portfolio beimischt, auch vor dem Hintergrund der eingangs geschilderten strukturellen Herausforderungen abgewogen werden. Darüber hinaus sollten Investoren, die eine Beimischung in Erwägung ziehen, grundsätzlich einen zumindest soliden taktischen Ausblick für riskante Assets haben.
Dennoch sind wir der Ansicht, dass der schwache US-Dollar, bessere Perspektiven bei den Gewinnen und die Bewertungen eine potenziell günstige Konstellation für eine Beimischung von Schwellenländer-Aktien darstellen könnten. Hinzu kommt, dass sich das strukturelle Umfeld in den Schwellenländern gegenüber den Industrieländern etwas zu verbessern scheint. Sichtbar ist dies unter anderem an der Stärkung der Anlegerrechte bei börsennotierten südkoreanischen Unternehmen, aber auch in systematischen Auswertungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einzelner Länder.
Ebenfalls erwähnenswert: Die gute Marktreaktion einzelner Märkte auf (möglicherweise) final festgesetzte Zollsätze mit den USA. Man denke nur an Vietnam: Der Aktienmarkt hat deutlich positiv auf die Einigung im Zollstreit reagiert, obwohl sich die Handelsbedingungen Vietnams mit den USA objektiv deutlich verschlechtert haben. Für uns ist dies ein Anzeichen für ein insgesamt positives Sentiment gegenüber diesem Marktsegment.
Unter dem Strich sind wir daher der Ansicht, dass sich Investoren derzeit unbedingt mit Investments in Schwellenländer-Aktien befassen sollten.
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