Engagement Protokoll Befesa S.A.

Tue Feb 07 14:11:53 CET 2023

Allgemeine Motivation für Unternehmensdialoge:

Unternehmensdialoge erachtet wir, die Warburg Invest Kapitalanlagengesellschaft mbH, als wirksames Instrument zur ganzheitlichen Beurteilung von Unternehmen sowie als Möglichkeit, nachhaltigkeitsrelevante Themen zu adressieren als auch unternehmensspezifische ESG-Sachverhalte aktiv zu hinterfragen. Der aktive Dialog versetzt uns nicht nur in die Lage, solidere Anlagescheidungen zu fällen, sondern auch infolge einer proaktiven Ansprache Unternehmen für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Hierdurch beabsichtigen wir, die ökologische Transformation von Geschäftsaktivitäten zu unterstützen und damit gleichzeitig besonders langfristige Investitionen sicherzustellen.

Konkreter Sachverhalt für das Engagement:

Im Rahmen einer Mandatsbesprechung eines von uns gemanagten Fonds wurde das CO2-Profil als auch die Treibhausgasstrategie von Befesa S.A., einem deutschen Recyclingunternehmen, welches sich auf die Schadstoffe der Metallverarbeitung fokussiert, einer kritischen Würdigung unterzogen. Nachhaltigkeitsdaten einer ESG-Research-Agentur wiesen neben eines vergleichsweise hohen CO2- Fußabdrucks, auf das Fehlen eines SBT-Commitments bzw. CO2-Reduktionsziels hin. Der Dialog diente sowohl dem besseren Verständnis der industriellen Arbeitsprozesse, gemeinsam passende Unternehmen für notwendige Peer-Group-Vergleiche zu identifizieren, als auch für Rückfragen bzgl. ökologischer KPIs.

Geschäftsmodell des Emittenten:

Befesa ist ein deutsches Recyclingunternehmen, das weltweit eine zentrale Rolle in der Kreislaufwirtschaft einnimmt, indem es gefährliche Rückstände, die in den Wertschöpfungsketten von Sekundärstahl- und Aluminiumherstellern anfallen, aufbereitet und recycelt.

Dabei konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf das Recycling von hochgiftigen Rückständen wie Stahlstaub und Salzschlacke, die vor allem bei der immer öfter angewandten Electric Arc Furnace (EAF) Technologie in der Stahlproduktion anfallen.

Bei diesem Verfahren wird das Eisenerz nicht wie ursprünglich mit der Hilfe von Kohle, sondern mit der Erzeugung eines Lichtbogens eingeschmolzen. Für die Stahlhersteller bietet dieses Verfahren mehrere Vorteile. Erstens ermöglicht es, einen wesentlich höheren prozentualen Anteil an Altmetall in die Stahlneugewinnung miteinzubringen. Und zweitens kommt durch die Nutzung von grünem Strom eine erhebliche CO2-Reduktion in einer weiterhin umweltschädlichen Industrie zum Tragen.

Allerdings fallen bei der EAF-Stahlerzeugung hochgiftige Rückstände  an, welche ursprünglich auf Sonderdeponien Grundwasser gefährdend vergraben wurden.  Befesa holt weltweit diesen Restmüll bei den Stahlwerken ab und recycelt diesen in einem patentierten Verfahren. Die so zurückgewonnenen Metalle wie Zink oder Aluminium fließen dann wieder in einem nachhaltigen Prozess in die industrielle Weiterverarbeitung ein.

Bei dem Recyclingverfahren von Befesa wird der Restmüll von den Stahlwerken unter anderem stark erhitzt, was zu einer hohen CO2-Belastung führt. Das Unternehmen konnte uns in unserem Engagement Call jedoch anschaulich verdeutlichen, dass diese CO2-Belastung wesentlich geringer ist als die CO2-Belastung unter der herkömmlichen Stahlgewinnung mit Kohle. Außerdem steigt der Anteil an recycelbaren Metallen im Restmüll stetig an, da die Electric Arc Furnace Technologie immer weiter in Bezug auf die Einbringung von Altmetall optimiert wird.

Die Electric Arc Furnace Technologie gewinnt u.a. in China als größtem Stahlproduzenten der Welt zunehmend an Bedeutung. Befesa trägt mit strategischen Investitionen in die wichtigsten Stahlproduktions-Regionen Chinas unmittelbar zu einer erheblichen CO2-Reduktion bei einem der größten CO2-Emittenten der Welt bei.

Ergebnisse des Unternehmensdialoges / Handlungsempfehlung:

Befesa S.A. hat infolge ihres stark fokussierten Geschäftszwecks und aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren im Bereich des Industriebetriebes auf globaler Ebene ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Von unterschiedlichen ESG-Research-Agenturen zugewiesene börsengelistete, direkte Peers bzw. Sektoren wie „Recycling“ (u.a. Tomra) oder „Gewerbliche Dienstleistungen & Zubehör“ sind daher unseres Erachtens nach nicht zielführend. Vergleiche mit Stahlproduzenten oder ähnlich spezialisierter Unternehmensteilbereiche (hier bspw. von Glencore) sind unser Einschätzung nach aussagekräftiger.

Das Unternehmen hat darüber hinaus ein großes Investitionsprogramm (ca. Mio. 500 €) für neue, effizientere Anlagen (insb. in China) aufgelegt. Der jüngst zu beobachtende Zuwachs an absoluten CO2-Emissionen sei auf Zukäufe zurückzuführen. Die Unternehmensleitung beabsichtigt durch direkte, sog. „Power Purchase Agreements“ mit Energielieferanten den Bezug von grünem Strom sicherzustellen. Dieser soll insbesondere der vergleichsweise sehr energieintensiven Aluminiumsparte zugutekommen. Parallel wird an der Substitution von Koks (notwendig zur Erhitzung und chemischen Reaktion im Rahmen des Recycling-Prozesses) und der Nutzung neuer Technologien (u.a. von Wasserstoff) geforscht. Grundsätzlich sollen bis 2030 ca. 20% der aktuellen Emissionen eingespart werden.

Im sozialen Bereich haben wir erfahren, dass nachhaltige Kriterien bislang noch nicht in die Vergütungspolitik einfließen. Auch der Anteil an weiblichen Beschäftigten sei aufgrund der schweren körperlichen Arbeit sowie herausfordernden Arbeitsbedingungen vergleichsweise gering. So haben wir im direkten Austausch mit den Unternehmensvertretern speziell auf den geringen Anteil an weiblichen Vorstandsmitgliedern (akt. 22%).hingewiesen

Zusammenfassend befürworten wir das Investment in Befesa S.A., da das Unternehmen zu einer wesentlichen CO2-Reduktion in der Stahlindustrie beiträgt. Befesa trägt in exemplarischer Weise den Recycling-Gedanken in sich und ermöglicht erst durch ihre Technologie eine abgeschlossene Kreislaufwirtschaft in vorgenannter Industrie. Ferner trägt das Unternehmen zum Grundwasserschutz bei, indem es die Endlagerung auf Sonderdeponien von giftigen Stahlstäuben und Salzschlacken verhindert. Darüber hinaus konnte das Unternehmen  uns weiterhin glaubhaft ihre Treibhausgasstrategie vermitteln.

Das Komplette Protokoll finden Sie hier: Link

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