5. Juni 2025

Engagement Touchpoint Protokoll Braskem

Engagement Protokoll Braskem

Termin:           05.06.2025, 15:00 Uhr

Unternehmen: Braskem

Teilnehmer:

Ihsan Sat (Warburg Invest KAGmbH, ESG Office)

Ana Luiza Muniz (Braskem, Investor Relations)

Bruna Sakamoto (Braskem, Investor Relations)

Maria Cintia Maciel da Silva (Braskem, Investor Relations)

 

Allgemeine Motivation für Unternehmensdialoge:

Der Engagement-Prozess der Warburg Gruppe wird durch ESG Gremium angestoßen. Derzeit setzt sich dieses aus zwei Mitarbeitern und einem Geschäftsführer der Warburg Invest Kapitalanlagegesellschaft, zwei Mitarbeitern der Vermögensverwaltung der M.M.Warburg & CO, dem Leiter des Investment Offices und der Vermögensverwaltung von Marcard Stein & CO sowie dem ESG Manager von M.M.Warburg & CO zusammen.

Die Vertreter der Warburg Gruppe diskutieren quartalsweise im ESG Gremium schwerwiegende Kontroversen* in Bezug auf Governance, soziale und/ oder ökologische Aspekte. Entscheidet das ESG Gremium sich für einen Engagement-Prozess und das Unternehmen kann im darauffolgenden Dialog die Kontroverse nicht glaubhaft widerlegen oder einen hinreichend guten Umgang mit der Kontroverse nachweisen, wird das Unternehmen zwangsläufig aus dem investierbaren Universum der Warburg Gruppe entfernt.

Unternehmensdialoge erachtet die Warburg Gruppe als wirksames Instrument zur ganzheitlichen Beurteilung von Unternehmen sowie als Möglichkeit, nachhaltigkeitsrelevante Themen zu adressieren als auch unternehmensspezifische ESG-Sachverhalte aktiv zu hinterfragen. Der aktive Dialog versetzt die Warburg Gruppe nicht nur in die Lage, solidere Anlagescheidungen zu fällen, sondern auch infolge einer proaktiven Ansprache Unternehmen für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Hiermit wird beabsichtigt, die ökologische Transformation von Geschäftsaktivitäten zu unterstützen und damit gleichzeitig besonders langfristige Investitionen sicherzustellen.

Konkreter Sachverhalt für das Engagement:

Braskem S.A. steht erheblich in der Kritik aufgrund seiner Aktivitäten im Bereich des Abbaus von Steinsalz in Maceió, die angeblich zu Schäden an Tausenden von Wohnhäusern geführt haben. Nach einem Erdbeben im März 2018 wurden Risse in Gebäuden und Straßen festgestellt, und eine Studie des Geologischen Dienstes Brasiliens identifizierte 2019 Bodenabsenkungen als Ursache, die mit den Bergbauoperationen von Braskem in Verbindung gebracht wurden. Infolgedessen stellte das Unternehmen seine Steinsalzaktivitäten ein und begann mit der Schließung und Überwachung der Salzbrunnen.

Im November 2023 warnte die Zivilschutzbehörde von Maceió die Anwohner vor einem "drohenden Kollaps" in der Nähe des stillgelegten Bergwerks von Braskem, was zur Ausrufung eines Notstands führte. Staatliche und bundesstaatliche Staatsanwälte reichten eine Klage über 1 Milliarde BRL (ca. 203 Millionen USD) gegen Braskem ein, um Entschädigungen für die Schäden zu fordern. Im Dezember 2023 wurde berichtet, dass das Bergwerk von Braskem in Mutange mit 2,6 cm pro Stunde absank, was zu weiteren Sicherheitsmaßnahmen führte.

Braskem hatte bereits 2019 eine Vereinbarung zur Entschädigung von 2,7 Milliarden BRL (ca. 670 Millionen USD) getroffen, um die Schäden zu begleichen und betroffene Anwohner umzusiedeln. Diese Vereinbarung wurde 2020 erweitert, um mehr betroffene Immobilien abzudecken. Trotz dieser Maßnahmen forderten Anwohner weiterhin Transparenz und ausreichende Entschädigung. Im Juli 2023 unterzeichnete Braskem eine weitere Vereinbarung über 1,7 Milliarden BRL (ca. 354 Millionen USD) zur Finanzierung von Sanierungsprojekten, jedoch wurde kritisiert, dass diese nicht alle betroffenen Anwohner in Maceió und umliegenden Städten abdeckte.

Geschäftsmodell des Emittenten:

Braskem SA, ein führendes Unternehmen in der petrochemischen Industrie, verfolgt ein Geschäftsmodell, das auf der Produktion von Kunststoffen und chemischen Produkten basiert. Das Unternehmen nutzt innovative Technologien und nachhaltige Praktiken, um eine breite Palette von Produkten herzustellen, die in verschiedenen Branchen wie Bau, Automobil und Verpackung eingesetzt werden. Durch strategische Partnerschaften und Investitionen in Forschung und Entwicklung stärkt Braskem seine Wettbewerbsfähigkeit und Marktposition in der globalen Chemieindustrie.

Braskem ist in Maceió in Verbindung mit dem Abbau von Salzgestein aktiv, das für die Produktion von chemischen Produkten und Kunststoffen verwendet wird. Das Unternehmen betreibt dort eine Reihe von Minen, die Rohstoffe für seine petrochemischen Prozesse liefern. Dieser Teil ist verbunden mit der Kontroverse.

Ergebnisse des Unternehmensdialoges / Handlungsempfehlung:

Das Unternehmen hat darauf hingewiesen, dass MSCI ab 2023 keine neuen Informationen mehr berücksichtigt hat. Infolgedessen hat das Unternehmen seitdem einen Großteil der offenen Punkte geklärt und einen Vergleich erzielt. Zudem wurden weitere Infrastrukturprojekte initiiert, die darauf abzielen, die Situation vor Ort zu verbessern.

Für uns war der Werdegang besonders wichtig. Laut Unternehmensangaben ist die Tochtergesellschaft Salgema für die Minenoperationen verantwortlich. Im Jahr 2018 wurden die Gebäude in der Region durch ein Erdbeben beschädigt, was dazu führte, dass Braskem gemeinsam mit der lokalen Regierung die Salzminen untersuchte, um festzustellen, ob diese zur Bodenabsenkung beigetragen hatten. Nach der Feststellung, dass die Minen tatsächlich zu einer Absenkung führten, begann das Unternehmen mit der Schließung der Minen. Seitdem hat es der lokalen Bevölkerung durch die genannten Vergleiche Entschädigungen gezahlt und auch zum Ausbau der Infrastruktur beigetragen.

Der Kern der Kontroverse liegt in der Annahme, dass das Unternehmen vor Beginn der Ausgrabungen nicht ausreichend Vorkehrungen und Risikoanalysen durchgeführt hat. Während das Unternehmen dieses Argument nicht entkräften konnte, ist auch klar, dass die Rolle der Regierung bei der Genehmigung des Abbaus nicht unbeachtet bleiben darf.

Obwohl der zusätzliche Kontext, den das Unternehmen bereitgestellt hat, die Kontroverse nicht vollständig entkräftet, deuten die neuen Informationen seit Ende 2023 auf eine Verbesserung des Kontroversenscores hin, da einige im Kontroversenbericht aufgeführte Sachverhalte bereits geklärt sind.

Das Unternehmen hat sich aktiv dafür entschieden MSCI weitere Berichte und Informationen zukommen zu lassen.

Da das Unternehmen einem Abschluss der Kontroverse näher kommt und MSCI noch nicht alle neuen Informationen berücksichtigt hat, halten wir ein Investment in diesen Emittenten weiterhin vertretbar.

Den vollständigen Text lesen Sie hier.