Engagement Protokoll Braskem S.A.
Engagement Protokoll
Termin: 01.12.2023, 13:00 Uhr
Unternehmen: Braskem S.A.
Teilnehmer: Thiago Gonçalves (Braskem S.A., Investor Relations), Timm von Beuningen (Warburg Invest KAGmbH, Portfoliomanagement), Elena Mock (Warburg Invest KAGmbH, ESG Office)
Allgemeine Motivation für Unternehmensdialoge:
Unternehmensdialoge erachtet die Warburg Gruppe als wirksames Instrument zur ganzheitlichen Beurteilung von Unternehmen sowie als Möglichkeit, nachhaltigkeitsrelevante Themen zu adressieren als auch unternehmensspezifische ESG-Sachverhalte aktiv zu hinterfragen. Der aktive Dialog versetzt die Warburg Gruppe nicht nur in die Lage, solidere Anlagescheidungen zu fällen, sondern auch infolge einer proaktiven Ansprache Unternehmen für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Hiermit wird beabsichtigt, die ökologische Transformation von Geschäftsaktivitäten zu unterstützen und damit gleichzeitig besonders langfristige Investitionen sicherzustellen.
Geschäftsmodell des Emittenten:
Braskem S.A. ist ein führendes brasilianisches Chemieunternehmen, das sich auf die Produktion von Petrochemikalien und Kunststoffen spezialisiert hat. Das Unternehmen ist weltweit einer der größten Hersteller von Polymeren wie Polyethylen, Polypropylen und PVC. Braskem bedient verschiedene Branchen, darunter Verpackung, Bauwesen, Automobilindustrie und Landwirtschaft.
Konkreter Sachverhalt für das Engagement:
Die Kontroverse um Braskem bezieht sich auf die Rocksalz-Extraktion in Maceió, Brasilien. Im März 2018 wurden Risse in Häusern und Straßen in verschiedenen Stadtteilen beobachtet, angeblich als Folge eines Erdbebens. Ein Bericht des Geological Survey of Brazil im Mai 2019 deutete darauf hin, dass diese Schäden durch Bodensenkungen im Zusammenhang mit den Bergbauaktivitäten von Braskem verursacht wurden. Infolgedessen stoppte Braskem die Rocksalzgewinnung in Maceió, schloss den Salzbrunnen und begann mit der Überwachung der Situation.
Die jüngsten Entwicklungen im November und Dezember 2023 zeigen jedoch, dass weiterhin Risiken bestehen, einschließlich seismischer Aktivitäten und einem "imminenten Risiko des Zusammenbruchs" der stillgelegten Rocksalzmine (Mine 18) in Mutange. Dies führte zu weiteren rechtlichen Schritten, Warnungen und Strafen.
Ergebnisse des Unternehmensdialoges / Handlungsempfehlung:
Das Gespräch begann mit einer kurzen Vorstellung und Einführung in die ESG-Investitionsstrategie von Warburg Gruppe. Daraufhin erläuterte Herr Goncalves von Braskem die Sofortmaßnahmen, die das Unternehmen zu Schadensreduktion ergriffen hat sowie Entschädigungsleistungen des Unternehmens.
Aktuelle Situation und Sofortmaßnahmen:
Wir fragten Goncalves nach den aktuellen geologischen Problemen und Eigentumsschäden durch die Rocksalz-Extraktion in Maceió. Goncalves erläuterte, dass die geologischen Probleme und Schäden in Maceió ernsthafte Anliegen sind. Nach den Ereignissen im März 2018 wurden sofort Maßnahmen ergriffen, darunter die Einstellung der Rocksalzgewinnung und die Schließung der betroffenen Salzbrunnen. Die Sicherheit der Gemeinschaft stehe an erster Stelle. Wir erkundigten uns weiter nach den konkreten Maßnahmen, die Braskem ergriffen hat, um die sofortigen Risiken zu minimieren, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Warnungen bezüglich des potenziellen Zusammenbruchs von Mine 18.
Goncalves betonte, dass nach den Warnungen im November 2023 die Überwachung verstärkt und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden. Die Schließung von Mine 18 und die Warnungen der Zivilverteidigung seien Teil der Bemühungen, die Sicherheit in der Region zu gewährleisten.
Rechtliche Verfahren und Entschädigung:
Wir erkundigten uns bei Goncalves nach den rechtlichen Verfahren und den Maßnahmen, die Braskem ergreift, um den Forderungen nach Entschädigung nachzukommen. Staats- und Bundesanwälte haben Klagen eingereicht, die eine Entschädigung von etwa 1 Milliarde Brasilianischen Real fordern. Braskem stehe in Verhandlungen, um angemessene Entschädigungen zu leisten und die betroffenen Gemeinschaften zu unterstützen. Goncalves teilte uns hierzu auch den aktuellen Stand mit: Die Aktivitäten und Auszahlungen liegen innerhalb des erwarteten Zeitplans. Der Gesamtbetrag der Rückstellungen im Zusammenhang den genannten geologischen Ereignissen in Alagoas beläuft sich auf 14,4 Milliarden Real, von denen 9,2 Milliarden Real bereits ausgezahlt worden sind.
Wir fragten weiter nach den Maßnahmen zur Umweltverträglichkeit und den Schritten, die Braskem unternimmt, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Goncalves betonte die Bemühungen von Braskem, die Umweltauswirkungen zu mindern. Es seien Maßnahmen zur Wiedergutmachung geplant, und das Unternehmen arbeite daran, Vertrauen wiederherzustellen und nachhaltige Praktiken zu implementieren. Mehr als 1500 Fachleute wurden mobilisiert, darunter Sozialarbeiter, Juristen, Ingenieure, Psychologen, Tierärzte (...), um der Region zu helfen. Zu den Maßnahmen gehören die Unterstützung der Evakuierung, Urban-Mobilitätsarbeiten, Instandhaltungsmaßnahmen in den betroffenen Stadtvierteln und Maßnahmen zur Sicherheit für die Bewohner, Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Krankheiten, Entwässerungs- und Sanierungsarbeiten, Pläne zur Schließung von Salzabbaugebieten und Bodenüberwachung.
Aus unserer Sicht ist die „Wiedergutmachung“ des Unternehmens glaubwürdig. Wir sehen dem weiteren Dialog und den Fortschritten von Braskem bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen positiv entgegen. Als Warburg Invest werden wir die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und unsere Investitionsstrategien entsprechend ausrichten, um langfristige Werte für unsere Investoren zu schaffen.
Das vollständige Protokoll lesen Sie hier.